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Asiatischer Marienkäfer – Gekommen um zu bleiben

Neulich habe ich auf einem kleinen Streifzug über unsere Terasse einige eigenartig aussehende, orangefarbene Gebilde entdeckt. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, es sind die verpuppten Larven des asiatischen Marienkäfers (Harmonia axyridis).

Die Larven ähneln einem Alien – insbesondere die Borsten an der Puppe stechen hier hervor. Als ich dann weiter gesucht habe, habe ich nicht nur Larven sondern auch einen frisch geschlüpften Käfer entdeckt. Noch träge genug um eine Makro-Aufnahme davon machen zu können!

Das fertig entwickelte, erwachsene Tier sieht seinen einheimischen Artgenossen sehr ähnlich. Die Art ist generell sehr bunt – von schwarz mit roten punkte über rot, orange bis hin zu hellgelb. Der Harlekin trägt seinen Namen zu recht.

Das Hauptunterscheidungsmerkmal zum europäischen Siebenpunkt ist neben der Färbung die W-förmige Zeichnung am Kopf.

Den Sprung nach Mitteleuropa machte der Harlekin-Käfer mithilfe des Menschen. Anfang der 80er Jahre begann man, die Art zur Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern einzuführen. Ein einzelner Käfer vertilgt am Tag oft bis zu 270 Blattläuse, während der einheimische Siebenpunkt sich mit ca. 50 begnügt!

Dieser hohe Konsum führt auch zu einer entsprechenden Vermehrung, oft bis zu drei Generationen pro Jahr.

Der Asiate ist auch weniger krankheitsanfällig als sein europaisches Gegenstück – so wird er, wenn er seine eigenen Nachkommen frisst (was im übrigen alle Marienkäfer mehr oder weniger häufig tun) –  nicht krank und auch diverse Pilzarten werden zwar übertragen, befallen aber nur die europäischen Arten.

Dies alles führt dazu, dass sich der asiatische Marienkäfer in Europa in den letzten Jahren explosionsartig ausgebreitet hat. Im Jahre 2006 starteten britische Biologen eine Feldstudie, die „Harlequin Ladybug Survey“ in der Nähe von Cambridge, UK. Bis 2018 ist der Anteil der einheimischen Tiere auf den Untersuchungsflächen von über 99% auf 30% gefallen.

Ähnliches ist auch in der Schweiz zu beobachten: Im Jahre 2004 wurde in der Nähe von Basel das erste Exemplar von Harmonia axyridis gesichtet – bereits nach drei Jahren hatte sich die Art über die gesamte Schweiz ausgebreitet. Diese Rapide Zunahme hat die Schweizer 2008 veranlasst, den Asiatischen Marienkäfer in die „Freisetzungsverordnung“ (als PDF) aufzunehmen – Seither ist Verkauf und Freilassen in der Schweiz verboten.

Eine weitere Ausbreitung kann auch dieses Verbot nicht verhindern, da in vielen anderen Ländern, insbesondere auch in Deutschland, keine vergleichbaren Anstrengungen unternommen werden – und das obwohl der Marienkäfer auch wirtschaftliche Schäden verursacht.

Im Herbst sammeln sich die Tiere in großer Zahl an Hauswänden und versuchen in den Häusern zu überwintern. Bei Gefahr sondern sie eine übelriechende gelbe Flüssigkeit ab, die beim Menschen allergische Reaktionen hervorrufen kann.

Dasselbe Sekret verursacht auch im Weinanbau Probleme: In manchen Fällen wandern die Marienkäfer in größeren Scharen in Rebstöcke ein und beginnen, beschädigte Trauben anzufressen. Werden sie mit geerntet, können schon vier bis fünf Käfer den Wein aus einem Kilogramm Trauben verderben.

Trotzdem gibt es Regionen, in denen die europäischen Marienkäfer nach wie vor die Oberhand haben.

Die Zukunft wird zeigen, inwiefern sich die einheimischen Arten gegen den neuen Mitstreiter behaupten können. Eines is jedoch gewiss: Eine optische Bereicherung des heimischen Gartnes sind die Tiere auf jeden Fall…

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